Reaktion
Der Freund kommentiert meine Mail an die Freunde mit den neuesten Befunden, denen ein Foto von mir bei lag: Scheiß Leber, tolle Beine. Der Mann weiß, was Frauen wünschen.
**
Unverhofft kommt oft
Draußen dichtes Schneetreiben. Den Eispanzer hab ich mir ums eigene Herz gelegt. Demütigende Tränen erlaube ich mir nicht. Mit unbewegtem Scharnier und beinhartem Harnisch sitzt mein von Emotionen abgespaltenes Ich vorm Amtsarzt, der mich in die Pension schicken wird. Eine halbe Stunde später wirbeln die Flocken wieder umher, ich schleck sie auf. Was lief da denn grade ab? Neue Rolle, falscher Film, Klappe die Zweite. Nur werde ich diesmal nicht in die häusliche Quarantäne, sondern zurück ans Werk geschickt, ganz nach Wunsch.
**
Apotheke
7.936,81 €. 120 Hartkapsel zu je 75 mg. Füttern mich bei vier Kapseln am Tag einen Monat. Sind im Jahr fast 100.000 €. Der Stein der Weisen ist gefunden: Es fehlt nur die richtige alchimistische Mixtur, dann wandeln sich unedle Metalle dank der Zauberzutat Urin von Tafinlar einnehmenden Melanom-Patienten in pures Gold.
**
Chemo II: Tafilar
Ich werfe die erste Pille ein. Die Raumkapsel flutet durch meine Venen, an Bord ein hochgerüstetes Kampfgeschwader, bereit, alles platt zu machen, was sich ihm an Krebszellen in den Weg stellt. Mission: Totale Vernichtung. Fieber, Schüttelfrost, weißer Hautkrebs, extreme Lichtempfindlichkeit, Kotzen gelten als Kollateralschäden. Wer den Teufel bekämpft, muss den Belzebub einsetzen. Mir ist schlecht. Wo liegt das Kotzlimit, um die Therapie abzubrechen? Strategie: Mach dir die Pillen zum Freund, Plazeboeffekt Psyche. Ich setz mir trotzdem erstmal einen Fencheltee auf.
Appreciate you sharing, great blog.Really looking forward to read more. Fantastic.