Eigenproduktion Drama

Lust auf Improtheater?

Beim Improtheater gilt es zunächst eine Normalität zu etablieren, die ein unvorhergesehenes Ereignis durchbricht. Im Märchenschema, dem die Impro weitgehend folgt, geschieht dies durch ein vielsagendes „aber eines Tages“. Der Held/die Heldin macht sich auf, besteht eine Reihe von Prüfungen, besiegt das Böse und lebt glücklich und zufrieden, meist mit einer hübschen Prinzessin/einem flotten Prinzen an der Seite bis ans Ende ihrer/seiner Tage.

Mein Impro-Drama ginge dann etwa so:

Voraussetzungen Wer und Wo. Es treffen sich: Eine Frau und er. Bei ihr.

Es war einmal eine Frau, die lebte glücklich und zufrieden mit ihrem Mann und ihren Kindern in einem kleinen Haus. Täglich brach sie morgens zu ihrer Arbeit auf und kehrte am Nachmittag müde, aber vergnügt zu ihren Lieben heim… Doch eines Tages entdeckte sie einen kleinen dunklen Leberfleck auf ihrer rechten Schulter. Der sah sie böse an und sprach: Ich bin der Krebs, ich falle die Menschen an und werde auch dich vernichten. Da ging die Frau ins Krankenhaus, ließ sich operieren, nahm all ihre Kraft zusammen, trainierte ihre Schulter, cremte ihre Narbe und kehrte heim. Der Mann und die Kinder waren sehr froh.

Doch nach sechs Monaten klopfte es erneut, der Krebs stand wieder vor der Tür: Ich bin der Krebs, ich falle die Menschen an und werde auch dich vernichten. Da ging die Frau erneut ins Krankenhaus, ließ sich wieder operieren, nahm all ihre Kraft zusammen, trainierte ihren Arm, cremte ihre Narbe und kehrte heim. Der Mann und die Kinder waren sehr froh.

Doch bereits vier Monate später stand der Krebs klopfend wieder vor der Tür: Ich bin der Krebs, ich falle die Menschen an und werde auch dich vernichten. Da ging die Frau wieder ins Krankenhaus, aber dieses Mal konnte sie nicht operiert werden, da schluckte sie monatelang Tabletten, da bekam sie Schüttelfrost und Fieber, und konnte kein Blättlein mehr essen und kein Schlücklein mehr trinken, aber sie nahm all ihre Kraft zusammen, erholte sich und kehrte heim zu Mann und Kindern. Sie waren sehr froh.

Eine lange Zeit ging ins Land, der Sommer kam, der Winter löste den Herbst ab und wieder zog der Frühling ins Land, doch kein Krebs weit und breit. Manchmal sah die Frau sorgenvoll aus dem Fenster, ob der Krebs wieder vorbeizöge. Auch der Mann blickte verstohlen, wenn es die Frau nicht bemerkte, vor die Tür, doch es war nichts zu sehen. Die Frau, der Mann und die Kinder waren sehr froh, sie tanzten um die Bäume, die sie zur Geburt ihrer Kinder gepflanzt hatten und glaubten ewig zu leben.

Doch dann, als der nächste Sommer sich verabschiedete, gab es wieder einen dumpfen Schlag an die Tür. Davor stand der Krebs, frischer als je zuvor: Ich bin der Krebs, ich falle die Menschen an und werde auch dich vernichten. Da ging die Frau ins Krankenhaus, doch wieder gab es nichts zu operieren, da schluckte sie wieder Tabletten, und sie kotzte und kotzte und kotzte, und ihr brachen die Nägel ab und ihr fielen die Haare aus, und sie war müd und müder und wenn sie zwischenzeitlich nicht gestorben ist, dann schluckt sie die Pillen bis heute. – Ich hätte nie gedacht, dass ich mal zur Protagonistin meines eigenes Dramas würde. Ein echtes Märchen wär mir lieber.

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