Jahr 1

 

KrebsMal
Früher war ich mal Uli. Jetzt bin ich Uli, die Krebs hat. Mir ist ein imaginäres Kainsmal auf die Stirn gebrannt. Die an Brustkrebs gestorbene amerikanische Cartoonistin Miriam Engelberg, die ihre Krankheit in einem Cartoon verarbeitet hat, zeichnet wunderbar treffend die Erdkugel als Kosmos, die sich „an dem Tag, an dem ich meine Diagnose erhielt,(…) in zwei Lager (teilte): Leute ohne Krebs – juhu! – Leute mit Krebs – shit!“ „Shit time be my brother“, so sagt der Song.

Diagnose
In den Hauptrollen: Eine facegeliftete Hautärztin im weißen Kittel, Haare hochgesteckt, mit überdimensionaler Aufsichtlupe, eine 42-jährige Patientin, in entspannter Stimmung, im Unterhemd, der dünne Träger ist rechts der Schulter gezogen. Die Lupe wird auf das kleine schwarze Muttermal unterhalb der rechten Schulter gedrückt – rund, kalt. Mit Kennermiene und Kennerblick.

Ja, das ist wohl Krebs. Aha. Ich glaub, ich bin hier grad im falschen Film. Das muss raus. Äh, wann? Am besten sofort. Lässig entspannt, na, dann mal los. Ätzende Wortsäure in meinem Hirn. Krebs? Ich? Da diese zwei Worte definitiv nicht zusammenpassen, kann das also erstens nicht wahr sein und zweitens, wenn es wahr sein sollte, kann es nicht so schlimm sein, die Ärztin spricht die große Wahrheit ja dermaßen gelassen aus, dass… nach einer langen Pause… Muss ich mir Sorgen machen?

Warten Sie erst mal ab. Vielleicht ist es ja nur eine Warze, obwohl, das sieht mir nicht danach aus, ich schneide das mit Sicherheitsabstand weg, dann schicken wir das ein und vielleieieicht müssen Sie dann noch mal zum Nachschneiden nach Kiel.

Nachschneiden, hm, in Kiel, klingt nicht nach Frisör. Unter Uniklinik läuft es also nicht. Damit ist klar, dass die lässigen Aussagen gar nicht, aber rein gar nicht in Übereinstimmung zum offenbaren Ernst der Situation stehen.

In Kiel wird nachoperopiert und vielleicht ist es ja nur ein Frühstadium, und dann kriegt man das gut in den Griff.

DAS – wie die Histologie ergibt, ist ein noduläres malignes Melanom mit fokaler Ulzeration, und damit das aggressivste der vier existenten Melanomtypen. Zum Zeitpunkt der Diagnose beträgt der maximale vertikale Tumordurchmesser 3 mm, AJCC-Stadium IIIapT3bN1aM0. „N1“ weist auf eine Mikrometastase hin, die bei der Entfernung eines Wächterlymphknotens im Hals nachgewiesen wurde, „M0“ zeigt an, dass keine Metastasen vorliegen.

– Und wenn es kein Frühstadium ist? Nur keine Panik, warten Sie draußen, ich schneide Ihnen die Stelle nebenan gleich weg.

DRAUSSEN : Flur der Praxis. Neben einem Blumenbukett aus Plastik hock ich auf einem Gelsenkirchener-Barock-Stuhl und hole mein Strickzeug raus. Die Sprechstundenhilfe guckt mich einigermaßen erstaunt an – weiß sie Bescheid? Vermutlich. Wenn man nach einer Untersuchung prompt vorm Schneideraum hockt, dann ist da zumindest e t w a s los. Ich, im Freundlichkeitsmodus, lächle: Stricken entspannt. Dann fange ich an zu zittern, so sehr, dass ich die Stricknadeln kaum halten kann. Ich klammere mich an meinen Nadeln fst und stricke, Masche um Masche, einstechen, Faden holen, durchziehen, einstechen, Faden holen, durchziehen, kon-zen-trier dich, ein-ste-chen, Faden holendurchzie – Der Nächste, bitte. –

Aufstehen. Meine Füße setzen sich in Bewegung. Mir wird flau. Da ist noch irgendso ein Praktikant oder Assi im Behandlungsraum, der darf jetzt bestimmt Schnippeln üben. Und ich hasse Spritzen. Schon beim Gedanken, dass das Skalpell mir gleich in die Haut schneiden und diese rund um den Leberfleck, den verdammten, verfickten Leberfleck, der mich total angeschissen und an der Nase rumgeführt hat, der den Tod in sich trägt und sich hohnkreischend auf meinem Rücken häuslich eingereichtet hat, mit einem halben Zentimenter – einem halben Zentimeter! – Sicherheitsabstand weggeschnitten wird, jagt mir Schauer über den Rücken. Doch nach der schmerzhaften Spritze fühle ich tatsächlich – nichts. Also, weg damit!

Während der ambulanten OP, ich auf der Behandlungsliege auf dem Bauch liegend, setzt sich folgender Dialog fort, in plauderhafter Lounge-Atmosphäre, an der der Ärztin unheimlich viel gelegen zu sein scheint.

Wann krieg ich denn die Fäden gezogen?

Ach ja, hm… Das warten wir mal ab.

Kapiere. Wenn ich nach Kiel muss, weil ich – verdammt noch mal – wirklich Krebs habe, dann kann man sich das Fäden ziehen sparen, weil die große OP dort erst auf mich wartet. 9 Stiche. Druckverband. Kein Grund zur Panik, ich rufe Sie an. Handynummer? Ja, ich bin dann in der Schule, sprechen Sie ruhig auf Band. (Im Nachhinein: Wie saublöd war das denn von mir? Nach dem Tafelwischen einmal fix die Krebsdiagnose kriegen und dann nächste Stunde Alltagsleben im Mittelalter oder was?)

Klapp, schon sitz im Auto, mechanisch gurte ich mich an, zünde, fahre los. Die Tränen kommen nach wenigen Minuten. Wie bring ich das dem Mann bei? Wie den Kindern? Ich weiß mir keinen Rat. Also, was mach ich? Ich wisch die Tränen ab und fahr zu Edeka, einkaufen fürs Mittagessen. Was brauch ich? Gedanken sortieren, ablenken, Normalität vorgaukeln. Die Krebsablenkungsmaschinerie läuft an.

Dann komm ich nach Hause. Ich fühl mich soweit gefasst, um meinem Mann gegenüberzutreten. Ich höre ihn im Heizungsraum rumoren. Als er mich kommen hört, dreht er sich um. In diesem Moment bricht meine mühsam aufgebaute Fassung zusammen: Ich hab Krebs. Da nimmt er mich einfach in die Arme.

 Krebs/NichtKrebs
Ich erinnere mich, wie ich in einer Mischung von Entsetzen und Bedauern Krebspatienten vor meinem Tag X begegnet bin. Der oh-Gott-ist-das-schrecklich… tragisch… traurig-Gedanke ist dem Bedauernden in den Blick gemeißelt; den wiederum der zu Bedauernde sofort erkennt, analysiert und als belastend, wenn nicht stigmatisierend empfindet. Dabei erfolgt die eigene Zuordnung in eben den gleichen Kategorien: Ich sitze in einer großen Runde: Beispiel: strahlender Sonnenschein, Café. Ich habe Krebs (ich Arme), die anderen nicht. Ich bin zum Tode verurteilt (ich äußerst Arme), die andern schnuppern das dufte Leben.

Der Krebs
Der Krebs schleicht sich lautlos ins Leben. Er gräbt und nistet sich ein, schlägt seine Wurzeln und saugt sich fest, ohne sich zu erkennen zu geben. Spürst du ihn, hast du schon verloren. Respekt, wie er das macht.

Verraten fühl ich mich, verraten von meinem Körper. Warum hat er mich nicht gewarnt, keine Alarmglocken schrillen lassen? Mein persönlicher NSA hat komplett versagt.

Der Melanom-Experte konstatiert im Netz in einem Interview: Bei einer Eindringtiefe des Tumors von 4mm ist davon auszugehen, dass bereits Absiedlungen –vorhanden sind. – Also trennt mich bei der Erstdiagnose 1mm von der Katastrophe.

 

In der Dusche
Mama, was hast du da auf dem Rücken? Die Tochter, zurückgekehrt von einem viermonatigen Schüleraustausch, sieht mich, duschend, vom Waschbecken aus fragend an. Ach, das ist nur ein Leberfleck, damit muss ich mal los zur Kontrolle.

– Nun wird’s aber Zeit, seit einem halben Jahr überlege ich, zum Hautarzt zu gehen, weil dieser kleine schwarze Leberfleck auf meiner rechten Schulter ab und zu juckt, blutet und – nun habe ich die Gewissheit – sich zu vergrößern scheint.

Damit würde ich dringend los, rät mein Hausarzt, den ich wenige Tage darauf bei einer Blutentnahme den Leberfleck zeige. Klingt für mich nicht dramatisch, dennoch rufe ich noch nachmittags bei einer Hautärztin an. Wollen Sie gleich vorbeikommen?, fragt die Sprechstundenhilfe. So kurz vor Weihnachten? Hastig überschlage ich die verbleibenden Tage bis zum Fest. Einen Befund bekäme ich ohnehin erst nach den Festtagen, was bedeutet, dass die Feiertage versaut sind. Nö, das reicht im neuen Jahr. Dass es glücklich sei, darauf stoße ich an Silvester mit meinem Mann an.

Einen Monat später lieg ich unterm Messer.

Begrifflichkeiten
Absiedlung – das klingt doch wesentlich freundlicher als Metastasen, das vor scharfen Lauten nur so zischt, hat aber was Koloniales. Voller Pioniergeist zieht der Tumor in die weite Körperwelten hinaus und erobert nach und nach mehr und mehr Terrain.

Zu meinem Krebs-Wortfeld zählt sechs Monate nach der Diagnose eine weitere Vokabel. Als „unbekannte Raumforderung“ wird die kleine Schwellung in meiner rechten Achsel bei der Biopsie klassifiziert. Da ist also etwas dabei, sich mir einzuverleiben, von dem noch niemand so genau weiß, ob es Vernichtung in sich trägt oder nicht. Von einer Metastase mag der Arzt noch nicht sprechen; allerdings signalisiert er mir nach Entnahme der Probe, als ich schon wieder auf dem Krankenhausflur Richtung Ausgang steuere, dass es sich nach seiner Einschätzung mit ziemlicher Sicherheit um eine solche handelt. Er wird Recht behalten. Mit dieser Diagnose hat die Katastrophe in meinem Leben endgültig Einzug gehalten; der Krebs hat sein koloniales Netz ausgeworfen.

Ärztliche Auskünfte
„Wollen Sie das wirklich wissen?“, fragt mich die Melanom-Koryphäe in der Tumorsprechstunde, in der der neue Befund und die Folgen der zweiten Operation, einer kompletten Lymphknotenresektion in der rechten Achsel, besprochen werden. „Das“ meint die mir verbleibende statistische Lebenserwartung. „Ja“, entgegne ich entschlossen.

„Sind Sie sicher, dass Sie das wissen wollen?“ Kunstpause. „Manche meinen, es wissen zu wollen und können dann nicht damit umgehen.“ „Doch, ich will es wissen“. Mein Zögern flackert nur einen Augenblick.

Der Arzt nimmt ein Blatt ein Papier und zeichnet eine Linie. Beim Melanom im Frühstadium besteht über zehn Jahre hinweg ein hohes Risiko eines Rezidivs. Beim metastasierten Melanom ist die Rückfallgefahr innerhalb der ersten drei Jahre extrem hoch. Übersteht man jedoch diese drei Jahre (will heißen, überlebt man sie ohne Rezidiv) hat man eine ziemlich gute Chance, zu überleben: 30%, d.h. 70% aller Patienten sind innerhalb der nächsten fünf Jahre ab Diagnose tot. Ich reagiere rational: Mit 30% nehme ich es auf. Drohend schwebt das Damoklesschwert über mir. Innerlich weiß ich schon lang: Das Fallbeil wird in die Tiefe sausen, die nächste Katastrophe auf den Fuß folgen, die mich von Stadium 3c ins Endstadium katapultiert. Auch darin bin ich seit geraumer Zeit Expertin: in der Entschlüsselung der Stadien.

Statistik
Ein Katzenjahr entspricht bei einer erwachsenen Katze ungefähr vier Menschenjahren. Es heißt, ein Hundejahr entspricht ungefähr sieben Menschenjahren.

Hat ein Krebskranker im Endstadium eine statistische Überlebenschance von acht Monaten, hätte aber laut Statistik noch sagen wir mal 30 Jahre zu leben (Männer werden durchschnittlich 70, Frauen 77 Jahre alt), so bedeutet das, dass eine Person, die diesen Krebskranken einmal im Monat anruft, ihn in Krebsjahren gerechnet alle vier Jahre einmal anruft. Bei einer statistischen Überlebenschance von drei Monaten beträgt die Frequenz der Telefonanrufe in Krebsjahren umgerechnet neun Jahre.

Das Krankenhaus
Fragment einer zufällig gehörten Unterhaltung zweier Krankenschwestern auf Innere Medizin 1: Also, wenn ich Patientin auf der Station wäre, würd ich das Erkennungsbändchen nie abnehmen. Am Schluss amputieren die dir aus Versehen noch das Bein.

Die Studie
Per Post kommen die neuen Termine. Ich bekomme drei neue Termine auf einmal. Rekord! Zu Beginn der Studie habe ich ja noch Termine für die nächsten sechs Monate bekommen. Nach diesem halben Jahr gab es nur noch jeweils zwei Termine für die kommenden zwei Monate. Und diese wiederum erst dann, wenn die Befunde von CT und MRT vorlagen.

Von einem weiteren sechsmonatigen Verbleib in der Studie geht man offenbar nicht unbedingt aus. Diese Vermutung bestätigt die Krankenschwester beim letzten Check im Februar: Neue Termine kriegen Sie dann, wenn die Befunde da sind… Und ergänzt rasch, die werden ja gut sein…

Wenn ich nun also drei Termine für die nächsten drei Monate habe, dann gehen die Ärzte nun offenbar davon aus, dass ich innerhalb der nächsten drei Monate nicht abkratze! Bravo! Wenn das kein Fortschritt ist!

 

Die Bekannte
Sie schwebt, nein, sie segelt, Stoßrichtung direkt auf mich zu: mit ausgestreckten Armen, quer durch den Raum, lauthals: Ach, das tuuut mir ja so leid!!! Und quetscht mich zwischen ihren Raumschiff-Brüsten so zusammen, dass mir die Luft wegbleibt. Wär fast ein sanfter Tod gewesen: in Mitleid erstickt.

Immerhin nimmt sie Anteil. Es gibt auch Leute, die nicht mehr grüßen.

Tipps
Es ist phänomenal, wie einfach sich der Krebs besiegen lässt. Insofern ist es erstaunlich, dass er immer noch zu den Haupttodesursachen zählt.
Eine wohlmeinende Stimme rät mir, meine inneren Blockaden abzubauen. Diese erbauliche Botschaft bedeutet, dass ich an meiner Krebserkrankung selber schuld bin. Wenn ich mich mal ein bisschen entspannen würde, wär das alles nicht passiert.

Zum Glück gibt es als Gegenmittel den Bestseller „healing code“: Der besiegt nämlich Krebs in sechs Minuten. Aber er heilt auch sonst alles, was man so an Gebrechen haben kann. Inzwischen gibt es einen zweiten Band, der Liebe verspricht. Der Genesungs- und Liebesbedarf scheint immens zu sein, zumindest gewährt er eine hübsche Gewinnmarge.

Eine Nahrungsextremistin empfiehlt schriftlich: Auf alle Fälle würde ich total auf weißen, raffinierten Zucker und alle Kohlehydrate verzichten, da sie im Magen zu Zucker umgewandelt werden, denn: Der Krebs liebt Zucker! (Das Ausrufezeichen sic.) Feinschmecker scheint er auch noch zu sein. Wie ich. Also streich ich den Plan sofort, dann lieber sterben als auf lecker Essen verzichten.

Vorschlag 3: Nur Rohes essen.

Nr. 4: Auf keinen Fall Rohes essen.

Und 5: Kein Fleisch essen.

6: Milchprodukte sind Gift!!!

Last but not least: Die Wurzel allen Übels liegt in düsteren, fernen Zeiten begründet und ich muss mich mit meinem inneren Kind versöhnen. – Ich seh erstmal zu, dass ich mit meinen real existierenden klarkomme.

Acht Monate nach der Diagnose
Ich fahre eine Woche nach Berlin, bin rund um die Uhr unterwegs und stelle triumphierend fest: ich habe tagelang kein einziges Mal an meine Erkrankung gedacht. Ich fühl mich richtig im Aufwind, dabei bin ich schon längst im nächsten freien Fall ins Bodenlose.

Schmerz wie ein leichter Muskelkater unter der Achsel. Ein drückendes Gefühl. Die Runde Liegestützen am Abend waren wohl zuviel des Ehrgeizes. Doch das zähe Gefühl verschwindet nach einem Tag, um sich zwei, drei Tage später morgens zurückzumelden. Seltsam.

Traum
Eine unbestimmt bleibende Gefahr reißt mich in einen wilden Abgrund . – Instinktiv taste ich nach der Stelle, von der das dumpfe Druckgefühl herrührt. Bodenlos ist die Angst: Da ist was, da ist eindeutig was. Hektisch taste ich in der linken Achsel, wie fühlt es sich da denn an? Das hab ich doch gelernt: Tasten immer im Vergleich. Also, rechts, links, einmal, zweimal und nochmal, aber es bleibt so, wie ich es beim ersten Mal spüre: Da ist eine kleine Schwellung unter meiner rechten Achsel und ich bin mir sicher, dass die vorher noch nicht da war. Der Krebs greift wieder an. Ich muss zum Arzt, sofort. Mein Hausarzt schaufelt mir einen Termin frei, Ultraschall: Ja, da ist was. Es könnte auch eine Zyste sein. „Auch“ in Verbindung mit Konjunktiv bedeutet im Klartext Metastase. Dessen bin ich ohnehin sicher. Auf der Stadiumsleiter mindestens eine Stufe runter.

Zwei Tage Löcher in den Bauch starren, Löcher in die Luft starren. Ultraschall beim Spezialisten. Sein Schweigen spricht Bände. ER geht von einer Metastase aus. Ich hab Angst. Ich hab Angst vor dem Befund. Ich hab Angst vor der Biopsie. Ich hab Angst davor, das es weh tut. Ich hab Angst vor der nächsten OP. Ich hab Angst davor, das das der Anfang vom Ende ist. Es piekt. Die Nadel saugt Zellen aus der Schwellung. Es tut weniger weh als befürchtet, aber ich bin ja inzwischen abgehärtet.

Und wieder: drei Tage warten, bis der Befund da ist. Der Professor verspricht, sofort anzurufen. Ich weiß nicht, wie ich heimkomme.
Und ich warte. Warte, warte, warte, warte wieder.

Am ersten Jahrestag der Krebs-Diagnose umarmt mich der Mann mit einer roten Rose in der Küche und sagt: Und in zwanzig Jahren schenk ich dir zwanzig, jedes Jahr eine mehr. – Es gibt die richtigen Worte und Taten zur richtigen Zeit.

 

One response on “Jahr 1

  1. Gabi Mies

    Liebe Uli, ich habe Deinen Text gelesen. Jetzt habe ich einen Kloß im Hals, jetzt möchte ich Dich einmal in den Arm nehmen. Keine Angst, ich drücke nicht zu fest ( mein Busen ist ja auch nicht übermäßig ). Einfach ein wenig halten möchte ich Dich, möchte Dich ein wenig spüren und vielleicht spürst Du mich ein wenig. Viel kann ich Dir ja nicht geben, oder, das was ich Dir geben kann wird Dir ja nicht helfen. Nicht einmal so wunderbar schreiben wie Du kann ich . Vielleicht wenn ich Dich spüre bist Du noch einmal die kleine Uli von früher. Ich halte auch die große Uli, die mit dem Krebs. Gabi

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