Die Freundin

Die Freundin kämmt ihr langes, braunes Haar, schön, wie eh und je. Nur der Pullover schlackert um die Hüften, die Sorge ums Kind hat den Speck von den Rippen gefressen. Wir pfeifen heut auf das, was uns bekümmert, schlingen den Schal fester um den Hals und ziehen los. Picasso bewundern hier und Second-Hand-Klamotten anprobieren dort. Wir treiben durch die Stadt und stranden in einem Café, ein Tag vibrierender Leichtigkeit, den die erste Frühlingssonne kitzelt. Die Zeit vergessen über das Wort, die Männer, die Kinder, den Schmerz, die Lust, die Ratlosigkeit, das Aushalten und Ertragen, das Strick-, Häkel- und Kochrezept, die Projekte, die Bücher, Gedichte und Bilder, die Macht der Erinnerung, die alten Zeiten, das Studium, die Menschen, die vorbeizogen, die noch in dir wohnen, nichts beschönigen, nichts verschweigen, lachen und witzeln und die Dinge lassen, wie sie sind. Ich drück den Knopf und lass die 400 Kilometer Autobahn zusammenschnurgeln wie das Maßband zurück ins Kästchen. Distanz, du kannst uns gar nichts.

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