Selbstmörder versauen die gemütlichste Bahnfahrt

Noch zwanzig Minuten bis Münster. Bahnhof Osnabrück und da kommt diese Durchsage: Die Strecke von Osnabrück nach Münster ist gesperrt. Wegen eines Notarzteinsatzes wird der Zug über Rheine umgeleitet. Voraussichtliche Verspätung 80 Minuten.

Der ältere wohlsituierte, gediegene Herr im feinen grauen Anzug blickt von seiner Lektüre auf (ich wüsste zu gern, was er liest) und fängt laut an zu fluchen: Diese Bahn, diese scheiß Bahn. Es ist nicht zu fassen, so eine Scheiße. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich, wie er die Lefzen hochzieht der Geifer aus dem verzerrten Maul läuft, der Sabber auf seinen feinen Anzug tropft.

Überall haben die Leute Handys ans Ohr geklebt und telefonieren hektisch rum, als stünde ein atomarer Erstschlag bevor.

Im Bordbistro entspinnen sich an der Theke kleine Dialoge:

ZEIT-Magazin- zum Spiegel-Leser, beide Hefeweizen bewehrt:

Die sammeln jetzt die Stücke ein.

Jo, iss halt so.

Augen zurück zum Scrabble, zur Lektüre.

Die Frau in der Warteschlange mit dem Verstand im Arsch, der so fett wie ein Fass: Ach, das ist ja zu ärgerlich. Also, künftig fahr ich wieder Auto.

Da versaut doch so ein Selbstmörder glatt den wohlverdienten Feierabend!

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