Es war einmal eine dicke, dralle Deern, die hieß Autonomie. Die flog so durch die Lande, mal da, mal hie, rumdidum und kreuzdiquer und fühlte sich pudelwohl. Die Freiheit wehte ihr sanft um die Nase und sie dachte, so könnte es immer sein.
Doch eines Tages kam eine böse Hexe daher, die hatte sich schon lange geärgert, dass die dralle Deern immer genau über ihrem Hexenturm längs flog und dazu auch noch ein lustiges Liedchen pfiff. Sie belegte die muntere Deern mit einem bösen Fluch, der sich langsam wie ein schwelendes Feuer in ihrem Körper ausbreitete. Erst wurden der Deern die Flügel lahm, sie musste öfter Pausen machen, wenn sie durch die Lüfte segelte. Dann brachen ihr eines Tages unvermittelt die Flügel weg. Dann geh ich eben zu Fuß, dachte die dralle Deern und hüpfte weiter. Da schoss ihr ein böser Blitz durch die Beine, erst musste sie humpeln, dann konnte sie nicht einmal mehr gehen. Dann fahr ich eben im Rollstuhl weiter, dachte die dralle Deern und rollte los. Aber da schoss ihr ein jähes Zucken durch die Arme und sie konnte ihren Rollstuhl nicht mehr bewegen. Da legte sie sich ins Bett und stapelte einen Berg Bücher um sich herum, um sich in den Schutz der Buchstaben und Worte zu flüchten. Doch der bösen Hexe konnte dies nichts tun und sie schnippelte und säbelte am Leib der drallen Deern herum, hier noch ein Häutchen und da noch ein Knöchelchen, bis diese ganz mager, blass und elend war. So runtergekommen fühlte es sich gar nicht mehr gut an für die einst blühende Autonomie und die zwitschernden Vöglein und die verheißungsvollen Sonnenstrahlen, die ziehenden Wolken und die sanft blasenden Winde waren kein Trost in ihrer Not. Sie schrie, weinte und fluchte, aber es kam keine gute Fee, um sie zu erlösen, und kein guter Zauberer, um sie zu retten, denn die böse Hexe hatte alle Gewalt an sich gerissen. Sie trieb ihr gemeines Spiel bis zum Letzten, bis von der blühenden Autonomie kein Fitzelchen mehr übrig blieb. Erst dann rieb sich die böse Hexe zufrieden die Hände und machte sich davon, auf der Suche nach einem neuen Opfer. Denn anders als im Märchen gehen solche Geschichten immer schlecht aus.